Todesjagd by Eberhard Weidner
Autor:Eberhard Weidner [Weidner, Eberhard]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: tolino
veröffentlicht: 2018-04-26T22:00:00+00:00
17
Lars Heinrich verstummte und erstarrte zugleich.
»Lassen Sie das Messer fallen und geben Sie mir die Taschenlampe!«, befahl Anja. Sie durfte es nicht riskieren, dass er die Lampe ebenfalls zu Boden fallen ließ. Denn da sie ihre eigene nicht benutzen konnte, würde es dann stockfinster werden, weil alle Fenster vernagelt waren und von draußen kein Licht hereinfiel.
Er reagierte jedoch nicht. Stattdessen begann er, sich langsam umzudrehen.
»Ich sagte: keine Bewegung!«, herrschte Anja ihn an. »Und jetzt tun Sie gefälligst, was ich Ihnen gesagt habe.«
Er schien darüber nachzudenken. Dann ließ er endlich das Messer fallen.
Anja atmete erleichtert auf. »Kluge Entscheidung. Und jetzt geben Sie mir die Taschenlampe!«
Er zögerte. Dann fragte er in einem Ton, als hätten sie sich soeben beim Einkaufen getroffen und würden wie alte Bekannte miteinander plaudern: »Sind Sie etwa ganz allein hier, Anja?«
»Sie wissen also, wer ich bin?«
»Natürlich. Ich setzte mich an den Nebentisch, als Sie sich mit Susanne und diesem dämlichen Mitbewohner ihres verstorbenen Ex-Freundes getroffen haben. Erinnern Sie sich nicht mehr? Ich musste bedauerlicherweise vorzeitig gehen, als ich erfuhr, dass Susanne einen neuen Freund hat, um einige Vorbereitungen für das hier zu treffen. Allerdings kannte ich Ihren Namen schon vorher.«
»Vermutlich, weil Sie der Todesengel Nemesis sind!«
»Bingo.« Anerkennung schwang in seiner Stimme mit. »Sie haben mich natürlich auf der Straße gesehen, nachdem ich ein Foto von Ihnen gemacht hatte. Aber wie kamen Sie darauf, dass ich Nemesis bin, Anja? Oder soll ich Sie Laura nennen? Ich frage nur aus reiner Neugier, damit ich es beim nächsten Mal besser machen kann.«
»Es wird kein nächstes Mal geben, Herr Heinrich.«
Er kicherte. »Wir werden sehen. Und da wir schon einmal dabei sind? Wie haben Sie uns überhaupt gefunden?«
Anja sah keinen Grund, es ihm nicht zu sagen, allerdings zu ihren Bedingungen. »Hören Sie zu, Herr Heinrich! Wir machen einen Deal. Ich beantworte Ihre Fragen und stille Ihre Neugier. Anschließend geben Sie mir die Taschenlampe. Und dann darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen. Ich bin nämlich ebenfalls neugierig.«
Er wiegte den Kopf hin und her. »Klingt nach einem ausgewogenen Handel. Na gut, ich bin einverstanden. Beantworten Sie also meine Frage!«
»Nachdem ich Ihre letzte Mail erhalten und auf der Ruhmesseite des Selbstmordclubs nicht nur mein Foto, sondern auch das von Herrn Nürnberger entdeckt hatte, rief ich ihn an, konnte ihn aber nicht erreichen.«
Er seufzte. »Ich befürchtete schon, dass es voreilig von mir sein könnte, sein Bild hochzuladen, bevor ich ihn erledigt hatte. Aber fahren Sie fort! Was passierte anschließend?«
»Als ich auf dem Weg zu seinem Wohnheim war, sah ich Sie an der Kreuzung in einem roten Corsa sitzen. Es kam mir verdächtig vor, dass sie aus der Richtung kamen, in die ich unterwegs war. Plötzlich fiel eine Reihe von Puzzleteilchen an ihren Platz, die ein interessantes Bild ergaben. Ein Bild von Ihnen! Also folgte ich Ihnen kurzerhand hierher und beobachtete, wie Sie Herrn Nürnberger aus dem Kofferraum holten und in dieses Gebäude führten.«
Er schüttelte den Kopf. »Eine winzige Nachlässigkeit nur, und schon sitzt man gewaltig in der Tinte, nicht wahr?«
»Das kann leicht passieren, wenn man damit anfängt, seine Mitbürger umzubringen.
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